Was ist Philosophie? Kurzer Antwortversuch

Zu meinem Text über Verständlichkeit der Philosophie beim Hohe-Luft-Magazin gab es einen Kommentar, auf den ich geantwortet habe.  Die Antwort ist der versuch einer kurzen Antwort auf die Frage, was Philosophie ist.

Ich denke, Philosophie ist, das zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen, was normalerweise gerade nicht Gegenstand des Nachdenkens ist. Normalerweise sprechen wir: Philosophie fragt: Was heißt es, zu sprechen? Normalerweise handeln wir: Philosophie fragt: Was bedeutet es, zu handeln? Wie hängen sprechen und handeln zusammen? Wer spricht? Wer handelt? Usw. Philosophie ist eine Umkehrung der normalen Frage- und Denkrichtung – Reflexion.

Von der Kunst unterscheidet sich die Philosophie dabei dadurch, dass sie selbst Denken und Sprechen bleibt.

So eine Umkehrung der Denkrichtung ist erst mal immer schwierig, und das dann auch noch so darzustellen, dass andere (Leser und Zuhörer) selbst die Umkehrung der Denkrichtung mitmachen können, ist noch schwieriger. Deshalb kann es der Philosophie immer passieren, dass sie schwer verständlich bleibt – zumal dann, wenn Leser oder Zuhörer nicht sehen, dass sie sozusagen eine „Wende im Denken“ machen müssen, um dem philosophischen Gedanken zu folgen.

Ich glaube nicht, dass irgendein Philosoph gern im Elfenbeinturm sitzt. Ich glaube, dass die Bereitschaft, sich auf die Leser und Zuhörter einzustellen und immer wieder zu versuchen, sie nicht nur „mitzureißen“ sondern „herumzureißen“ unterschiedliche ausgeprägt ist. Die einen sagen vielleicht: „Wenn alle in eine Richtung gucken, dann bringt es nichts, die davon abzubringen, dann verliere ich nur Leser. Es reicht, ihnen ab und an irgendwas Interessantes am Wegesrand zu zeigen, eine Wende ist ihnen nicht zuzumuten“. Andere sagen: Wer nicht allein die Blickwende der Reflexion schafft, ist halt ein Dummkopf. Sollen die Leute sich doch anstrengen, dann können sie mir auch folgen.“

Ich glaube, es lohnt sich, zu versuchen, die Leser zu packen und ihren Blick wirklich in die andere Richtung zu lenken, zurück auf das Denken selbst. Aber es ist schwierig. Wenn man gerade so schön beim Philosophieren ist, vergisst man auch hin und wieder, dass die Leser noch ganz „in der Wirklichkeit“ sind und „auf die Wirklichkeit“ schauen, statt philosophisch schon zurückzublicken auf das Zustandekommen ihres Weltbildes.