Philosophie – Frage oder Gegenstand

Fragmente aus einer Facebook-Diskussion

Die Philosophie hatte auch vor 350 Jahren keinen Gegenstand, sie hatte immer nur eine Frage, und diese Frage hat sie noch immer. Es ist die Frage: Was bedeutet es, dass wir eine Welt haben? Die Frage dreht sich im Kreis, denn „Bedeutung“ setzt „Welt“ schon voraus. Zudem stellt sich die Frage zu jeder Zeit neu und anders als in früheren Zeiten – auch das ist zirkulär, weil „eine Zeit“ (diese Zeit, unsere Zeit, frühere Zeiten) gleichbedeutend ist mit einer bestimmten Antwort auf die Frage nach der Bedeutung von Welt-Haben.Diese Frage kommt der Philosophie nicht abhanden, sie wird ihr auch von niemandem abgenommen, weil sie eigentlich auch niemanden außer die Philosophen „interessiert“. Selbst die meisten Philosophen interessieren sich nicht für diese Frage, was es für diejenigen, die der Frage nachgehen, auch einfach macht: Sie können sich ganz für sich mit dieser Frage beschäftigen, in einer merkwürdigen Art von Zwiegespräch mit früheren, die in ihren Zeiten der Frage nachgegangen sind und ihre Antwortversuche aufgeschrieben haben.

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Was ist eine philosophische Frage?

Es gibt die Philosophie als gesellschaftliches Phänomen, dazu gehören Leute, die Philosophen genannt werden und diese Bezeichnung nicht zurückweisen, es gibt Bücher, die in den Buchhandlungen unter „Philosophie“ stehen und die dort niemand wegräumen würde, es gibt ein Studienfach, in dem in vielen Ländern der Welt unter diesem Titel so ziemlich das gleiche gelehrt wird. Es besteht große Einigkeit darüber, dass all das irgendwie zur Philosophie gehört und es wäre absurd, da aussortieren zu wollen, weil eben in einem gewissen Sinn das zu einem gesellschaftlichen Phänomen dazu gehört, was in einem allgemeineren Konsens dazu gerechnet wird. Und dazu gehören auch Philosophen, die Bücher schreiben und Vorträge halten, die sich auf eine irgendwie allgemeine und reflektierte Weise mit Physik beschäftigen.

Kompliziert wird es, wenn man sich fragt, was in all dem Tun das Philosophische ist. Das ist ähnlich wie mit dem Christentum und dem Christlich-sein, dem Bürgertum und dem Bürgerlich-sein usw. genauso mit der Wissenschaft und dem wissenschaftlich-sein… diese Adjektive haben irgendwie was versteckt-normatives oder präskriptives (wie ich es gern nenne), sie haben was orientierendes. Und in diesem Sinne sind philosophische Fragen nicht dadurch bestimmt, dass sie von Philosophen gestellt oder „beantwortet“ werden, sondern dass sie eben „philosophisch sind“. Und das macht im Kern aus: sie drehen die Fragerichtung um und fragen nach dem Sinn und der Bedeutung dessen, was wir tun, wenn wir normalerweise einfach so handeln (reden, produzieren, experimentieren, nachdenken, moralisch urteilen, …). Die Antworten auf solche Fragen können nicht empirisch beantwortet werden, sie sind sogar nur in eng begrenztem Sinn empirisch fundiert, sie sind eigentlich spekulativ. Sie finden ihre „Erfüllung“ darin, dass Antwortversuche intuitiv plausibel eingesehen werden (genau genommen finden sie ihre Antwort nie, weil jede Einsicht immer nur vorläufig und begrenzt genügt).

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Die Herkunft der digitalen Welt

Digitalisierung ist in aller Munde. Aber wo kommt der Trend zur digitalen Welt her? Warum wollen oder müssen wir alles digitalisieren? Darüber habe ich einen Aufsatz geschrieben, der in der Zeitschrift für Kulturphilosophie (2018/1) erschienen ist. Darin heißt es u.a.:

Die These dieses Aufsatzes lautet, dass nicht die Computerisierung, Virtualisierung und elektronische Vernetzung erst eine digitale Welt geschaffen und deren Existenzweisen hervorgebracht haben, sondern dass umgekehrt eine schon lange digitalisierte Welt sich ihre Technik gefordert und geschaffen hat, die wir heute überall als dominante Digitalisierung wahrnehmen.

Das Manuskript einer Vorab-Version kann hier heruntergeladen werden:
Die Herkunft der digitalen Welt.

Was ist Philosophie? Kurzer Antwortversuch

Zu meinem Text über Verständlichkeit der Philosophie beim Hohe-Luft-Magazin gab es einen Kommentar, auf den ich geantwortet habe.  Die Antwort ist der versuch einer kurzen Antwort auf die Frage, was Philosophie ist.

Ich denke, Philosophie ist, das zum Gegenstand des Nachdenkens zu machen, was normalerweise gerade nicht Gegenstand des Nachdenkens ist. Normalerweise sprechen wir: Philosophie fragt: Was heißt es, zu sprechen? Normalerweise handeln wir: Philosophie fragt: Was bedeutet es, zu handeln? Wie hängen sprechen und handeln zusammen? Wer spricht? Wer handelt? Usw. Philosophie ist eine Umkehrung der normalen Frage- und Denkrichtung – Reflexion. „Was ist Philosophie? Kurzer Antwortversuch“ weiterlesen

Was kann oder soll Philosophie

Philosophie kann die Stabilität der Grundlagen unseres Lebens (Urteilens und Handelns) prüfen. Wer philosophiert, stellt zunächst mal die selbstverständlichen Annahmen in frage, aus denen er selbst und seine Mitmenschen ihre Entscheidungen treffen. Warum ist das gut? Weil wir immer wieder feststellen, dass „irgendwas nicht stimmen kann“ mit der Art, wie wir die Welt sehen, etwa, weil wir mit anderen Menschen trotz kluger Argumentation nie Einigkeit erzielen, oder weil nicht die Dinge passieren, die wir als Ergebnis unserer Handlungen sicher erwarten.

Da kann man sich immer damit herausreden, dass man eben irgendwas nicht gewusst hat oder dass die wissenschaftliche Theorie, auf die man sich beim handeln vielleicht beruft, noch nicht perfekt ist. Man kann aber auch fragen, ob die Art, wie man die Welt, sich selbst und die Anderen auffasst und versteht, überhaupt so selbstverständlich angemessen ist. „Was kann oder soll Philosophie“ weiterlesen

Was macht Philosophie?

Woran erkennt man Philosophie? Hat sie einen Gegenstand, eine Methode oder ein klares Erkenntnisziel? Irgendwie wissen wir, wann wir philosophieren, obwohl wir eine klare Definition dieses Denkens nicht angeben können. Vielleicht ist Philosophie gerade das Denken, das keinen eindeutigen Gegenstand hat, aber trotzdem als notwendig angesehen wird? Dem widerspricht, dass wir doch Teil-Disziplinen des Philosophierens angeben können, die wir gerade durch ihren Gegenstand voneinander unterscheiden. Der Logik etwa geht es um die Regeln des Denkens, der Erkenntnistheorie um die Möglichkeiten, Grenzen und Gegenstände des Erkennens der Welt, der Religionsphilosophie geht es um Religion. Also hat die Philosophie doch Gegenstände? Merkwürdig aber ist, dass sie diese Gegenstände dann mit je bestimmten Wissenschaftsdisziplinen gemeinsam hat, etwa mit der Psychologie, wenn es ums Denken und Erkennen geht, mit der Religionssoziologie oder -Geschichte, wenn es um die Religion geht. „Was macht Philosophie?“ weiterlesen