Wissenschaftlichkeit: Sedimentierung des Erkenntniskonsens

Wir hatten das Wissenschaftliche als Herstellung und Manipulation von Modellen als symbolischen Repräsentationen von Konstellationen beschrieben, wobei diese Modelle jeweils in einen stabilen Kotext eingebunden sind, oder, wie wir auch sagen können, die Modellmanipulationen erhalten ihre eigene Stabilität und Reproduzierbarkeit durch ihre Verankerung auf einem festen Fundament. Wir hatten gesehen, dass wir wenigstens zwei Ausprägungen dieses Wissenschaftlichen kennen: die Theoriendynamik und die Experimentalsysteme. Als wissenschaftlich erscheint uns ein Vorkommnis, das sich plausibel als Ergebnis eines solchen Prozesses der Modellmanipulationen beschreiben lässt. Die stabilisierten und reproduzierbaren Modellmanipulationen können wir als wissenschaftliche Erkenntnis betrachten. Wir hatten gesehen, dass Theoriendynamik und Experimentalsysteme gewissermaßen komplementäre Ausprägungen des Wissenschaftlichen sind: wissenschaftliche Erkenntnisse lassen sich Ergebnisse einer Theoriendynamik schildern, bei denen Experimente allenfalls als Prüfinstanz fungieren, oder als differenzielle Reproduktion eines Experimentalsystems, für das Theorie, wenn überhaupt, nur als Dokumentationshilfe benötigt wird. „Wissenschaftlichkeit: Sedimentierung des Erkenntniskonsens“ weiterlesen

Das Wissenschaftliche in der Komplementarität von Experimentellem und Theoretischem

Um die Verbindung zwischen Experimentieren und Theoriebildung zu verstehen, ist es allerdings sinnvoll, den Weg der symbolischen Repräsentation der Phänomene und die Verbindung dieser Repräsentation mit Rheinbergers Modellkonzept weiter zu verfolgen. Auf den ersten Blick hat dieser Modellbegriff nichts mit dem der Wissenschaftstheorie zu tun, wie er etwa von van Fraassen (siehe oben, Seite 24) verwendet wird. Für van Fraassen sind Modelle Theoriebestandteile, Theorien sind „Familien von Modellen“, während Rheinberger Modelle als Experimentieranordnungen, als Experimentalsysteme auffasst. Wenn man jedoch versucht, beides zusammen zu denken, dann kann man einen ersten Hinweis für einen Begriff vom Wissenschaftlichen gewinnen, der jenseits der Entscheidung über das Primat der Theorie oder des Experiments angesiedelt ist. Zuvor soll jedoch ein Blick auf die Rolle der Theorie in Rheinbergers Wissenschaftskonzept geworfen werden. „Das Wissenschaftliche in der Komplementarität von Experimentellem und Theoretischem“ weiterlesen