Wissen und Erinnerung – ein paar Tweets

„Ich weiß“ als Bezeichnung meines Wissens, meiner zweifellosen persönlichen Gewissheit ist gerade als Alltagsbegriff sehr tauglich und nützlich. In der Wissenschaft spricht man lieber von Erkenntnissen, weil es gerade nicht um persönliche Gewissheit geht.

Es gibt ja einen Unterschied zwischen „Ich weiß, dass du dich erinnerst (auch wenn du es vielleicht nicht zugibst)“ und „Ich glaube dir, was du als deine Erinnerung erzählst (dass du den Bus knapp verpasst hast)“. Das würde man ganz unterschiedlich rechtfertigen.

„Ich weiß, dass ich mich erinnere, aber ich kann mich über das Geschehen (an das ich mich erinnere) irren“ – etwa, weil Lücken oder Unplausibilitäten in der Erinnerung sind, oder weil ich mich erinnere(!), mich auch schon mal falsch erinnert zu haben.

Das kommt drauf an, was der Begriff „Erinnerung“ bezeichnet. Ist es (1) das Erlebnis, dass ein Geschehen als früheres Erleben, als „Erinnerung“ wieder auftaucht? Oder zählt (2) als Erinnerung nur, wenn das frühere Geschehen sich tatsächlich so abgespielt hat, wie ich es erinnere?

Erlebnisse sind immer unmittelbar evident, in dem Moment des Erlebens sind sie gewiss und „da“. „Wissen“ bezieht sich immer auf etwas, was nicht unmittelbar evident erlebt wird, was nicht „präsent“ ist.

Anders sieht es natürlich aus, wenn ich sage „ich habe mich erinnert“. Dann erinnere ich mich daran, mich erinnert zu haben. Diese Erinnerung kann „trügen“ wie jede Erinnerung. Als aktuelles Erleben bleibt sie aber Erinnerung. Zur Erinnerung gehört ja immer „Abschattung“ (Husserl)

„Meine Erinnerungen ‚weiß‘ ich, andere glauben sie höchstens.“ war unpräzise. Es müsste heißen: „Mein Erinnertes ‚weiß‘ ich, andere glauben es höchstens.“ Es bedeutet: Ich erlebe gerade die Erinnerung, andere können meine Erinnerung nicht erleben, sie müssen mir diese glauben.

Wobei man dagegen einwenden kann, dass auch andere mein Erinnern erleben können, mein „an den Kopf schlagen“, mein „Aufmerken“, meine leuchtenden Augen…

„das Erinnerte ‚wissen'“ – damit meine ich: gewiss sein, dass es so war, weil die Erinnerung gerade klar und zweifelsfrei erlebt wird“ (das ist aber jetzt unter Vorbehalt, weil ich gerade nicht an alles erinnere, was ich dazu schon mal gedacht habe 😉 )

In meinem Konzept von „Wissen“ – wenn ich irgendwann mal ein Konzept davon habe – wird unterschieden werden zwischen „Wissen“ und „Wissen, dass ich weiß“. Letzteres ist unmöglich.

Die Idee von „Wissen“ wird dann darauf basieren, dass wir sicher sind, dass irgendwas tatsächlich vorgefallen ist. Und wer sich dieses Vorgefallenen sicher ist, der „weiß“ es. Er weiß aber nicht, dass es tatsächlich vorgefallen ist. Also weiß er nicht, dass er das weiß.

„Wissen“ ist ein Konzept, das wir brauchen, um uns gegenseitig zu versichern, dass (1) tatsächlich etwas vorgefallen ist und (2) dass jemand bezüglich dieses Vorgefallenen sicher sein kann. Das würde ich vertreten, wenn ich ein Konzept von „Wissen“ hätte – glaube ich derzeit.

Die ganze Diskussion gibt es hier.