Einleitung zur vernetzten Vernunft

Wir beherrschen die Welt, aber wir verstehen sie nicht. Auf der einen Seite meinen wir, dass wir die Wirklichkeit immer besser im Griff haben. Technik macht die Wildnis beherrschbar und dehnt unseren Spielraum immer weiter aus. Auf der anderen Seite wird uns die Welt immer unverständlicher, die Frage, welche unserer Überzeugungen wahr sind, ist kaum mehr zuverlässig zu beantworten. Technische Weltbeherrschung und zuverlässiges Weltverstehen scheinen nicht zusammenzugehören.

Unsere gegenwärtige Welt ist von diesem Widerspruch geprägt, dass wir die technische Welt zwar vorhersehend beherrschen, aber nicht denkend verstehen. Aber ist dann Weltbeherrschung nicht nur eine Illusion? Treffen unsere Begriffe noch die Wirklichkeit? Kann es gelingen, Zusammenhänge so zu beschreiben, dann uns die Welt, in der wir leben und die wir beherrschen, verständlich wird? Können wir hoffen, in einem philosophischen System einen Halt zu finden, der uns die Grenzen unseres Wissens erträglich macht und uns ein sicheres Handeln auf unsicherem Grund ermöglicht? „Einleitung zur vernetzten Vernunft“ weiterlesen

Die Herkunft der digitalen Welt

1918 notierte der junge Wittgenstein sein berühmtes Diktum „was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen. Und worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“. Diese zwei Sätze zeigen, dass vor 100 Jahren die Digitalisierung der westlichen Kultur schon weit fortgeschritten war. Es ist nicht überraschend, dass sie zu den beliebtesten Wittgenstein-Zitaten in der heutigen Online-Welt zählen. Wenn wir über die Situation der heutigen vernetzten Vernunft sprechen wollen, dann müssen wir nicht beim Internet anfangen, sondern bei der Herkunft des digitalen Denkens. „Die Herkunft der digitalen Welt“ weiterlesen

Vernetzte Vernunft

Einstieg

Die Vernunft hängt am Netz. Ohne Netz, so scheint es, können wir heute keine rationalen Entscheidungen mehr treffen, können kein Wissen mehr erwerben und kein neues Wissen mehr erzeugen. Aus den Netzen ziehen wir die Informationen, die wir für vernünftige Entscheidungen brauchen, egal, ob es um die Frage geht, wohin wir in Urlaub fahren wollen, welche Partei man wählen könnte oder wie wir leben wollen.

Wir erleben gerade den Moment, dass dieses vernetzte Denken sich aus den Köpfen und Leibern der Menschen herauslöst und in das Netzwerk hinübergleitet. Noch sind wir Menschen eine notwendige Komponente an der Peripherie dieses Netzwerk-Denkens. Wahrscheinlich bleiben wir das auch noch eine ganze Weile. Das ist gar nicht das entscheidende. Wichtiger ist, ob das Netzwerk-Denken überhaupt noch ein menschliches Denken ist.

Wir können die Frage auch anders stellen: Denkt das Netzwerk, wenn es vernünftig ist? Und genügt diese Vernunft? Oder brauchen wir jenseits der Netzwerk-Vernunft noch eine irgendwie menschlich-denkende Vernunft? Und was tut die dann noch?

 

Aber der Reihe nach „Vernetzte Vernunft“ weiterlesen