Freunde, ein Nachbar und zerschnittene Autoreifen

Ich hatte einen Nachbarn, der hatte ein Auto, das er selbst nicht brauchte. Wir vereinbarten, dass ich mir den Wagen immer mal ausleihen konnte, ich zahlte ihm dafür ein paar Euro und tankte voll, es war ein gutes Geschäft.

Irgendwann erzählten mir Freunde, dass dieser Nachbar einen von ihnen regelmäßig verprügelte. Sie fanden es verwerflich, dass ich diesem Nachbar das Auto volltankte und ihm auch noch Geld gab. Sie hatten Recht, ich entschied, auch wenn es für mich ziemlich schwierig war, auf das Auto zu verzichten und einen Mietwagen zu nehmen, wann immer ich ein Auto brauchte. Die Mietwagenfirma gehörte einem meiner Freude.

Das Auto des Nachbarn stand ungenutzt in der Garage. Nach ein paar Wochen stellte ich fest, dass jemand die Reifen zerschnitten hatte. Der Nachbar meinte, das seien meine Freunde gewesen, wahrscheinlich der Besitzer des Mietwagenverleihs. Meine Freunde meinte, es sei der Nachbar selbst gewesen, er hätte das Auto ja eh nicht gebraucht und hätte so wenigstens noch Streit zwischen uns Freunden provozieren können.

Irgendwann fand ich heraus, dass es wahrscheinlich tatsächlich der Mietwagenverleiher gewesen ist. Ich habe es niemandem erzählt. Ich wollte nicht, dass der böse Nachbar Recht behielte, ich wollte auch nicht, dass ich mir nun auch noch eine neue Mietwagenfirma suchen müsste, womöglich eine ganz fremde, deren Besitzer ich nicht mal kannte. Ich wollte auch unsere ganze Freundschaft mit all den vertrauten Leuten nicht aufs Spiel setzen. Wir waren doch eigentlich eine gute Truppe.

Und wer weiß, vielleicht wars ja doch der Nachbar selbst. Hat mir vielleicht ganz falsche Belege zugespielt.

Man muss auch wissen, auf welcher Seite man stehen will. Auf der von einem, der meine Freunde verprügelt, keinesfalls.