Hegel, Engels, die Freiheit und die Notwendigkeit

Freiheit sei die Einsicht in die Notwendigkeit, soll Hegel gesagt haben. Und ich, eigentlich wollte ich was über Wissenschaft jenseits der Disziplinarität schreiben, was ja auch gerade heute wichtig ist, frage mich, wo er das gesagt haben soll.

In den „Vorlesungen über die Philosophie der Religion“ gibt es einen Abschnitt über „Die Notwendigkeit“. Darin kommen sich die Begriffe „Freiheit“ und „Notwendigkeit“ ziemlich nahe. Nachdem Hegel die „äußere Notwendigkeit“ als „eigentlich zufällige Notwendigkeit“ und die „innere Notwendigkeit“ als „was als Ursache, Veranlassung, Gelegenheit vorausgesetzt ist“ untersucht hat, kommt er zur „absoluten Notwendigkeit“, über die er schreibt, sie „ist und enthält an ihr selbst die Freiheit: denn eben ist sie das Zusammengehen ihrer mit sich selbst. Sie ist schlechthin für sich, hängt nicht von anderem ab; ihr Wirken ist das freie, nur das Zusammengehen mit sich selbst, ihr Prozess ist nur der des Sichselbstfindens, – dies aber ist die Freiheit.“Der Text geht noch weiter und ist sehr bedenkenswert, aber ich will nur sagen: Da steht keineswegs „Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit“ – da steht, wenn man es so kurz sagen will: „Absolute Notwendigkeit ist Freiheit“.

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Was ist eine philosophische Frage?

Es gibt die Philosophie als gesellschaftliches Phänomen, dazu gehören Leute, die Philosophen genannt werden und diese Bezeichnung nicht zurückweisen, es gibt Bücher, die in den Buchhandlungen unter „Philosophie“ stehen und die dort niemand wegräumen würde, es gibt ein Studienfach, in dem in vielen Ländern der Welt unter diesem Titel so ziemlich das gleiche gelehrt wird. Es besteht große Einigkeit darüber, dass all das irgendwie zur Philosophie gehört und es wäre absurd, da aussortieren zu wollen, weil eben in einem gewissen Sinn das zu einem gesellschaftlichen Phänomen dazu gehört, was in einem allgemeineren Konsens dazu gerechnet wird. Und dazu gehören auch Philosophen, die Bücher schreiben und Vorträge halten, die sich auf eine irgendwie allgemeine und reflektierte Weise mit Physik beschäftigen.

Kompliziert wird es, wenn man sich fragt, was in all dem Tun das Philosophische ist. Das ist ähnlich wie mit dem Christentum und dem Christlich-sein, dem Bürgertum und dem Bürgerlich-sein usw. genauso mit der Wissenschaft und dem wissenschaftlich-sein… diese Adjektive haben irgendwie was versteckt-normatives oder präskriptives (wie ich es gern nenne), sie haben was orientierendes. Und in diesem Sinne sind philosophische Fragen nicht dadurch bestimmt, dass sie von Philosophen gestellt oder „beantwortet“ werden, sondern dass sie eben „philosophisch sind“. Und das macht im Kern aus: sie drehen die Fragerichtung um und fragen nach dem Sinn und der Bedeutung dessen, was wir tun, wenn wir normalerweise einfach so handeln (reden, produzieren, experimentieren, nachdenken, moralisch urteilen, …). Die Antworten auf solche Fragen können nicht empirisch beantwortet werden, sie sind sogar nur in eng begrenztem Sinn empirisch fundiert, sie sind eigentlich spekulativ. Sie finden ihre „Erfüllung“ darin, dass Antwortversuche intuitiv plausibel eingesehen werden (genau genommen finden sie ihre Antwort nie, weil jede Einsicht immer nur vorläufig und begrenzt genügt).

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