Über das Leben nach dem Tod

In meinem Buch „Der plausible Gott“ hatte ich gegen Ende geschrieben, dass es zwar plausible Gründe gibt, an einen Gott zu glauben, dessen schöpferische Geschöpfe wir sind und an dessen unendlichem Geist wir mit unserem endlichen Geist teilhaben – aber dass sich keine Hinweise darauf ergeben hätten, dass dieser Gott uns ein Weiterexistieren nach unserem physischen Tod ermöglichen würde.

Dies habe ich vor etwa einem Jahr geschrieben, das Buch ist im Frühjahr erschienen, und seitdem habe ich über die Frage weiter nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich etwas übersehen habe.

Wenn es plausibel ist, dass wir unseren eigenen Geist, unser Gewissen, unser Empfinden für Schönheit, unsere Fähigkeit zu Freude und Trauer damit erklären können, dass wir damit an einem unendliche Geist eines Schöpfers teilhaben, dann ist unser je endlicher Geist auch Teil des unendlichen Geists Gottes. Wenn wir ins Leben kommen, kehrt sozusagen ein endlicher Teil dieses Unendlichen in unser leibliches Leben ein – und wenn dieses leibliche physische Leben zu ende ist, dann wird dieser begrenzte Teil wieder Teil des Unendlichen.

Eigentlich noch mehr als dass: mit jeder Freude, jedem Gefühl überhaupt, jeder moralischen Empfindung nehmen wir jeweils am unendlichen Geist Anteil, aber in einer besonderen, leiblichen Form. Als gelebtes geistiger Leben wird dann dieser Teil wieder ganz Anteil des Unendlichen.

Nun könnte man einwenden, dass damit aber die Individualität des einzelnen gelebten Lebens aufhört, dass sie sozusagen im unendlichen zerfließt und unkenntlich wird. Das kann sein. Es kann aber auch sein, dass sie als Zusammenhang bestehen bleibt. Es kann sogar sein, dass dieser Zusammenhang des Individuellen im Unendlichen umso fester bleibt, desto mehr wir im leiblichen Leben mit der Seele, die gegangen ist, in Beziehung bleiben, mit ihr sprechen, an sie erinnern, sie in uns erhalten. Denn nach dem bisher gesagten ist unser endlicher leib-gebundener Geist ja schon Teil des unendlichen Geists. Mit jeder Gefühlsregung nehmen wir dann am unendlichen Geist teil, bleiben mit ihm in Verbindung. Mit jeder Erinnerung halten wir dann auch die Individualität dessen im Unendlichen zusammen, der gegangen ist.

Das ist Spekulation, ja. Aber es ist plausibel. Es ist möglich.

2 Gedanken zu „Über das Leben nach dem Tod“

  1. Lieber Herr Friedrich,
    absolut plausibel! Und wenn wir die Quantenphysik ( Werner Heisenbergs: Der Teil und das Ganze ) noch mit hinzunehmen, dann ist der Geist das Primat. Alles ist geistigen Ursprungs. Alles Entstandene könnten wir in Formeln sichtbar machen. Aber Formeln sind immer Resultat des Geistigen. Sie sind nur rückvollzogen und zur Darstellung gebrachte Schöpfung. Und somit ist das Geistige ewig, unendlich existent. Da wir zu solchem Geisitgen fähig sind, sind wir ewig existent.
    Ich bin nicht religiös, aber ich weiß von einer höheren Ordung von kristalliner Schönheit. Wenn wir diese Ordung kollektiv schauen würden- wären wir in einem einzigen Moment – in Demut- und alles Zerstören und maßlose Wollen hätte ein Ende.
    Ich weiß mich, ich weiß uns alle angekoppelt an diese höhere Ornung unvorstellbarer Schönheit.
    Doch schauen können wir sie nur in uns selbst. Dort lebt dieses Bild in jedem von uns und will geschaut werden. Jederzeit!
    Auch in diesem Prozess geht es wieder um Sichselbstfinden.
    Und Gefühle sind messbar als physikalische Schwingungs-Frequenzen, die natürlich in das uns umgebende Feld des gekrümmten Raumes einfließen. Wir sind die Schöpfer unserer Gefühle und diese sind absolut existent und haben eine Richtung in ihrer Ausbreitung.

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