Das Politische

Auch wenn die politischen Systeme der modernen westlichen Gesellschaften, die im Rahmen dieser Arbeit mehr oder weniger ausdrücklich als Reflexionsfläche dienen, ausnahmslos als parlamentarische Demokratien angesehen werden können, wäre es verfehlt, die Demokratie als bestimmendes Wesensmerkmal des Politischen in diesen Gesellschaften zu betrachten. Auch in einer perfekten Demokratie würde sich das Politische nicht im Demokratischen erschöpfen, und eine Analyse des Politischen in demokratisch verfassten Gesellschaften muss weit über die Frage hinausgehen, ob und wie demokratische Verfahren funktionieren und stabil implementiert sind. Die demokratische Entscheidungsfindung ist immer nur ein Teil des politischen Prozesses. Ob dies notwendigerweise der Fall ist, oder ob es nur der Tatsache geschuldet ist, dass Menschen in komplexen Gesellschaften immer nur einen Teil der relevanten Informationen bekommen, beurteilen und verarbeiten können und deshalb in den realen Demokratien Organisationsformen der Meinungsbildung und -strukturierung sowie der Entscheidungsfindung und -durchsetzung geschaffen werden müssen, die aus praktischen Erwägungen heraus nichtdemokratisch strukturiert sind, kann dahin gestellt bleiben, weil allein der Blick auf die realen politischen Verfahren, Institutionen und Ereignisse zeigt, dass die demokratische Entscheidungsfindung darin immer nur ein zwar konstitutiven, aber immer auch singulären Aspekt ist, der von vorbereitenden und exekutierenden Prozessen und Institutionen sozusagen umrahmt wird, die zwar nicht demokratisch, aber jedenfalls zutiefst politisch sind. „Das Politische“ weiterlesen

Husserl und Heidegger (ein Vorwort)

Im Jahr 1946 notiert Martin Heidegger:  „Der phänomenologische Ruf ‚zu den Sachen selbst’, nämlich entgegen dem Erfinden von Theorien und Verrechnen von Ansichten, bleibt in der Geschichte des Denkens ein unverlierbares Verdienst. Doch dieser Ruf trägt nicht weit genug; er wird sogar leicht zur Gefahr, daß in der phänomenologischen Auslegung und Beschreibung das Denken ausbleibt.“[1] Heidegger kennzeichnet sein eigenes Denken hier in der Tradition der Phänomenologie seines Lehrers Edmund Husserl, glaubt aber gleichzeitig, weit über diese Position hinausgehen zu müssen und auch weit darüber hinaus zu gehen. „Husserl und Heidegger (ein Vorwort)“ weiterlesen